Donnerstag, 22. Juli 2010
Ein Brief
Liebe Arme dieser Welt!
Ihr tut uns echt leid. Ehrlich, die Bilder von eurem Leid sind für uns erstmal nicht so leicht zu verdauen. Aber um mal ganz ehrlich zu sein geht ihr uns auch ein Stück am Arsch vorbei. Wir haben schließlich auch Probleme!
Wenn ihr wüßtet wieviel Verantwortung Besitz bedeutet. Und trotz aller Schattenseiten hat so ein einfaches Leben ja auch was: Wir fahren immer mal wieder in Abenteuerurlaub und wissen also wovon wir sprechen.
Es gibt auch keinen Grund sauer zu sein: Wir schicken euch doch immer wieder Unmengen von Kies. Schon seit ner halben Ewigkeit, wenn man mal überlegt! Wir verstehen auch gar nicht warum ihr immer noch so arm seid. Vielleicht weil bei euch alles noch so primitiv und korrupt ist.
Schaut, vielleicht ist es euch als Kolonien ja doch besser gegangen, da konnten wir ein bisschen auf euch aufpassen. Spass. Nur Spass!
Aber ernsthaft: So langsam solltet ihr lernen, besser mit Geld umzugehen. Dann kommt die Ordnung im Staat schon von ganz alleine. Auch für den Tourismus wäre das besser. Wir haben nämlich keine große Lust in eure eigentlich recht hübschen Elendsländer zu reisen, nur um dann von euren Kriminellen ausgeraubt zu werden.
Prinzipiell stört uns nichts daran, daß ihr arm seit. Ist euer gutes Recht. Und letztendlich ist die Welt kein Ponyhof. Ihr habt es vielleicht noch nicht mitgekriegt, aber alle Staaten befinden sich in harter Konkurrenz zueinander. Und wo Gewinn gemacht wird muß es auch Verlierer geben. Und ihr seid es ja gewohnt - für uns wäre Armut eine unzumutbare Umstellung.
Ihr müsst also nicht gleich zu ersthaften Konkurrenten werden. Versuchts und wir werden euch auseinandernehmen, einfach so, schnipps.
Dafür ist es zu schön, reich zu sein.
Sorry, aber da hört die Freundschaft auf. Das wars auch schon, was wir mal gesagt haben wollten. Wir schicken dann bald wieder Entwicklungshilfe, macht was draus. Geht zur Schule, investiert, macht was aus eurem Leben. Vielleicht kommen wir ja mal vorbei und schenken euren Babies eine bessere Zukunft.
Wir machen hier jedenfalls weiter wie bisher und tun unser bestes nicht zu oft an euch zu denken. Wie gesagt, eure Armut ist ästhetisch nicht besonders ansprechend. Es sei denn natürlich es gibt mal wieder ein Erdbeben oder eine Überflutung. Das ist nämlich eine Tragödie, da helfen wir doch gern und legen sogar Schweigeminuten für die Opfer ein (vorausgesetzt es waren ein paar von uns dabei).

Machts gut!
die erste Welt

... comment